Müde Füße, frohes Herz

    Katrin Bettina M.
    11.09.2017
    Meran, Ausgangspunkt einer sechstägigen Wanderung an den Gardasee, ist schon eine sehr schöne Stadt. Alte Spazierwege, parkähnlich gestaltet, an der Passer und über den Weinbergen stimmten mich schon gut ein auf das, was kommt. Viele Blicke in der Stadt auf die Silhouetten von Burgen über die Weinbergen wirken wie von den romantischen Maler des 19. Jahrhunderts erfunden. Und ich auf meinen zwei Füßen mittendrin. Toll.
    Am Tag der ersten Wanderung, nach Nals, war erst viel Betrieb längs des Wasserkanals durch die Apfelplantagen. Es wirkt alles so satt, so saftig, ich denke glatt, die Erde selbst ist hier glücklich.
    Von Nals aus, vom Hotel der 2. Unterkunft, war der Blick herrlich auf das Panorama der Berge auf beiden Talseiten. Als die Sonne sank, fielen Licht und Schatten zwischen die Hügel und ließen überall die Kirchen und kleinen Burgen sehen, die die Hügel wie in einer Bilderbuchlandschaft krönen. Wieder wie gemalt.
    Am zweiten Wandertag, von Nals nach Kaltern, auf dem Burgenweg, hat man echt zu tun mit auf und ab und der Überwindung unheimlicher Schluchten. Aber die Burgen sind schön, gut gepflegte Ruinen und man kann einkehren. Vom Aussichtsturm von Schloss Boymont lag die Landschaft unter mir wie ein Teppich, zierlich geordnet die Dörfer, Gehöfte, Weinberge, Wasserreservoir. Dass man sich nicht sattsehen kann, das traf hier zu. Und hinten, im Dunst, die Zacken der Dolomiten. Am Ende des Tages wurde mir der Weg etwas lang, da fehlte ein Hinweis, wo man noch mal Kaffee trinken kann, ein kleiner Schub für die letzten vier km vorbei an den Eislöchern. Aber im Hotel Tannhof wieder mit dem Blick auf ein großartiges Panorama gewohnt.
    Am dritten Tag erst nach Kaltern zur Zahnradbahn gewandert, durch Gärten und Weinbau, es wurde diesig. Von oben sah man zwar hellen Dunst, aber konnte nicht in die gegenüberliegenden Berge sehen. Der dritte Tag fiel mir erst schwer, die Schuhe drückten. Aber nach dem ersten Viertel der Strecke kommt ein hochgelegener Weg, eben, mit kleinen Rastplätzen, aus dem Dunst schoben sich jetzt doch Formen von höheren Bergen. Unterwegs eine kleine Kaffeepause in einem Dorf gemacht, danach ein bisschen zuviel Straße gelaufen. Bis der Weg durch die steilen der Schlucht beginnt, an deren Ende die pittoreske Einsiedelei des Hlg. Romedius steht. Auf dem Grund der Schlucht zog es mich magisch vorwärts, in der Einsiedelei gab es viel anzuschauen und über Bären zu lesen.
    Dann noch mal Halt an einem kleinen See gemacht, plötzlich wimmelt der späte Nachmittag von Joggern, Radfahrern und einer Gruppe Reiter, alle rum um den See. Lustig war das, so plötzlich aus der heiligen Einöde ins feierabendgetrudel geworfen zu sein. Im Hotel in Coredo, einer netten alten Stadt, reichte die Zeit zwar nicht für Wellness - aber eben, weil ich langsam gehe. Schließlich war ich den ganzen draußen, was will man mehr. Auf der Terrasse des Hotels noch schön gesessen und den dunklen Wolken zugesehen, die sich jetzt nach drei sonnigen Tagen zeigten.
    Am vierten Tag habe ich eine Wanderpause eingelegt, den Füßen zuliebe und der Kondition, und die Schlechtwetter-Variante aus dem Wanderheft gewählt. Eine gute Empfehlung, sich Trento anzuschauen, voll alter Stadtpaläste, oft mit alten Fresken auf den Fassaden, vielen Plätzen und nicht so vielen Touristen. Dann mit dem Bus nach Molevena, dem Ziel der ausgelassenen Wanderung. Wieder ein leckeres Essen im Hotel Venzia. Auf fotos grinse ich voller Wohlbehagen.
    Am fünften Wandertag, die Wetteraussichten durchwachsen, ging es erst mit der Seilbahn hinauf und dann einen Höhenweg zu einer Hütte, der zwar selbst fast ohne Steigung war, aber in sehr steil abfallende Wände hingebaut war. Blickte man voraus, dachte man erst: na, das geht doch gar nicht, wie soll da ein Weg sein. Und sah dann die Vorausgegangenen um eine Kurve kommen, fast wie Ameisen klein in einem Tunnel. Abenteuerlich und schön.
    Am ersten Refugio, wo es möglich war, auf einen Weg zum Lago de Molvena abzubiegen, hatte ich Lust noch weiter auf dem Höhenweg, dem Standardweg zu bleiben, allerdings nicht alleine. Es fand sich eine Mitwanderin. Es wurde schon etwas spektatulär, teilweise ist der Weg sehr schmal, unterbrochen und wir waren äußerst froh über Stahlseile zum Festhalten. An einer Alm fing es an zu regnen, nicht so schön, noch über zwei Stunden Weg bis zur Bushaltestelle im Regen. Gut, dass es an der Haltestelle eine Bar gab, wo wir zu zweit flugs mit unserem nassen Zeug viele Stuhllehnen behängt haben. Heißen Tee getrunken.
    Der nächste Tag, ab comani Terme, war wieder schön sonnig, Mitreisende hatten dies in ihrer Wetterapp schon gesehen. Ein Transfer holte uns ab, es ging aufwärts. Wo wir abgesetzt wurden, schien uns allerdings knapp zwei Kilometer vor dem Punkt, an dem die beschriebene letzte 10km Strecke beginnt. An diesem Tag habe ich nicht selbst die Wegbeschreibung verfolgt, lief anderen nach, und leider auch etwas in die Irre. Haben die 10km plötzlich Taschen bekommen und sind noch etwas länger geworden.
    Der Ankunftsort, Riva del Garda, hat mir auch gut gefallen. Ist zwar auch ein bisschen rummelig, viel angebliche live-Musik aus der Dose, aber okay, hatte ein schnuckliges Turmzimmer mit Blick auf See, Berge, und den Platz des 3. November. Fein.
    So bin ich sehr zufrieden mit dieser Wanderung.